Markus Stegmann

Nach Stein benanntes Gehör

Verdunkelte die ausgekühlten
die Grundgelenke
senken
Anblicke zwischen Erdkilometern
erhellter Farbhimmel Maria
wendet
betonierte Silhouette
Stirn die gefrorenen Reben
zwischen Schultern gehen
Anker in die See
stauen Augenwolken
aus leerer Nacht zerdachtes
Blei Brombeer in den Armen
erstirbt der Mund
Maultier ein Wald
aus Stein die Erdblicke
Birkenhain verblassen
mit Laub verbundene
stumme Gesichter denken
die Gegenwart rückwärts
aus Bernstein Reisig
leise
buchstabiert Burg
Bergfahrer der Luft
im Fallschirmgelände
in der festgebundenen Lunge

am unterirdischen Meer
pulst Notstrom
Watt elektrische
Belüftung am weichen
Asphalt eine Mittellampe
als Geweih erblickt
dass graslose Schatten sind
gestrandeter Archipel
im ausgeblühten Himmel
Klimaschwamm
erdet die Rast aus Stuhlstahl
Abflug in Teebäume
entrückte abgefederte
Minuten ziehen Flugzeuge ihre
sonnigen Segel die lärmlosen
Ballastschirme hinter heiss gelaufener
Rollbahn in den Hintergarten des Luftraums
gerutscht gelehnt und
einen Schuh gesteckt ins
Geländer ins Falschgebiet
Faltenwurf freie
Ränder nach oben wirft
Kopftablette im Mittelgang Gehör im
Folgemonat Unterlicht mit
deutlich dagegen gelehnten Armen
aus der Luftzone gerät die Sicht
rückwärts gepufferte
Stunden entleert ein Kopf
der verfing seitwärts ging
erwartet
die geholten Gedanken ziehen
am Nullschwingenpunkt
beschlossene Umkehr
aus Zeitresten

grauen Abendwinden
aus Mundbeeren erdenkliche Nachtblüten
lesen mit schwacher Stimme schauen
gegen das Meer Ankunft als wären
Hoffen und Enden dieselben
Parkplätze Radnaben
laue Luft am Totpunkt
flammt
hell und silbern
filmt weder wiederkehren
noch aussprechen
stumme Fahrzeuge der See
Sohlen mit Fussabdrücken
ins Gelege einrückt die Nacht
die letzten Fluglaute
erdenken verwischte Gesichter
legen Luftschnüre über die Dünen
aus dem Scheinwerferkegel
fährt ein Lastwagen Sonderminuten
den gestrichelten Landelinien entlang
atmen Wellen im Küstensand
erwarten
im Nachtspeicher gelagerte Personen
Abend für Abend die salzige
Peripherie als Berührungsgelände
vermuteter
Abschied und Ankunft aus
Meersalz und Schwachstrom
ins weiche Innengehäuse
gekehrt hinter Pinien
Zitronen loses Metertuch
weht
magnetische Bahnen an Land
heften die
geschriebenen Papiere die
verflogenen
Schlehen schleppen
dass Strassen und Weitungen
eingebaute Endpunkte sind
von Autos abgestellte Personen
beenden ihre Gegenreisen
fällt die Lufthülle instabil
verlangsamt und verfestigt
die Baustellen am Boden
weder sortiert noch gelockert
der Schutt
der trockene Garten
überragt die Palmen
des Lesens gegen das Sonnenende
des Tags gegen den matten
Teelilien genannten Nachmittag
schwebt und sendet
die notwendige Nacht neben dem
Schiffschall hängen unsichere Augen
kleben
immer neue Beeren an die Lippen
Fischlaich direkte
Strecke Flughafen nur gedeutete
Sicht am Seehorizont
Klimamaschinen pressen geleerte
Schläfenkartons mahlen Bruchstein
Beton am geschobenen
Finale der Fahrt
mit abgesteckter Kehle
blättern eine fotografische
mit Sekundäransichten gefüllte
Gegend am doppelten
Buchrand schwimmt

verspätet ein ausradierter Hals
vernäht Bildränder und einen
Himmel daneben Asphalt als flächiger
Bau den eingeebneten Augenberg
errichtet und eine verlassene
Nachricht ohne Schnur ein
Schalter ohne Licht am dürren Mondgras
schürft der Erdanfang scharfkantig
gefeilt stehen Tannen Thuja irgend
der Welt solares Paradies
weich geschmirgelte Anblicke
mit menschenleeren Augen im
mager schlagenden Lungenland
erdet die faserlosen Kilometer
die klaglosen Unterorte der
Herzmatrize bindet Stroh
und Reisig zu
bewusstlosen Übergängen zu
wiederholten Wartetagen
die Wellen tragen 
Temperaturen weisse
Flanken wie baumlose Blicke
in den zartblassen Dunst
darin zieht südliches Gewitter
hinter die Getreidefront
im Innenrachen
fallen
Mars und Mond die verdeckten
Barometer blanken Himmelskörper
an Notschirmen über gefalteten
Felsenkronen kaum merklich geerntete
Felder mit förmlich platzierten Palmen
in das überbilderte Buch
gepflanzte Vorstellung

nach Stein benanntes Gehör
bricht aus Palastpapier
einen Zirkel
zieht Reservekilometer mit angeschotterten
Zweifeln nimmt den nächsten Weg zu
Planeten pendelt Schall
Container filtern und säumen
die Naht der Nebengleise
nach Mitternacht abgegraste
Mehrfachstrassen mit schmalen
Augenblechen begrenzte
Zeitzerstäuber verzeichnet das
Logbuch Treibholz
errechnet
und vergisst die Birkenbaracken
Kalkstaub
die Vorderhufe Brut
löscht Reisig den Brand
die betonierten Oberkanten
an Land der vergangenen Strassen
geweckte Wellen
weisse Stühle betrachten
Wohnwagen
fallen in die Nacht zurück ins
Unterholz aus Stein geschlagene
Zeit zwischen Zitronen
und hellblau beleuchtetem Wasser
gedrehter Himmel in umgekehrter
Reihenfolge liest die Nacht
und erwacht
letzter Planet
Satellit aus zerriebenem
Licht mit Vogelflug und
Flugbenzin die Schlafstation
naht innerlich und filmt
Lehm bedeckt
den Himmel
erreicht das Ende des
Kometen spricht nicht mehr
schaut und erinnert
die papierdünne Sicht
Asphalt
Tau Triangel und setzt Meter
für Meter die Erkundung fort
verregnen Wolken erlischt
ein Vulkan am Inselsaum
und hält
mit schattigem Gesicht
das Steinkind
Zeit
in der Luft

© Markus Stegmann

In: Ingmar Alge, 2004 – 2008, Kunsthalle Lingen,
Verlag extra books, Berlin 2008